Alltag mit einem hämophilen Mann

Hämophilie A im Alltag

Ich bin Kerstin und blogge hier über das Leben mit meinem Mann, der Hämophilie A hat, und unseren Kindern. Heute erzähle ich Euch, wie bei uns der Alltag – insbesondere der Haushalt – so abläuft.

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein.“ Diesen Satz kennt vermutlich jeder. Aber Haushalt ist nun mal eben ein Muss und mit vielen verschiedenen Tätigkeiten bestückt, die verrichtet werden wollen. Als gesunder Mensch bekommt man das auf jeden Fall hin. Doch wie sieht es bei einem Menschen aus, der nicht mehr körperlich fit ist und mit körperlichen Einschränkungen den Alltag bewerkstelligen muss? Genau diesem Thema werde ich mich aus der Sicht einer Ehefrau widmen, die natürlich im Laufe von 15 Jahren Beziehung so einiges an Veränderungen mitbekommen hat.

Haushalt und Hämophilie – ein Problem

Als ich meinen Mann Meikel kennengelernt habe, war er im Gegensatz zu heute noch recht fit, hatte alles super im Griff und auch das Thema Kinder und Haushalt war da gar kein Problem. Meikel war damals alleinerziehender Vater und musste sich neben seiner damaligen Vollzeitstelle auch um die alltäglichen Dinge kümmern – Haushalt, Wäsche, Einkauf etc. Das funktionierte echt gut. Aber heute schafft er all diese Tätigkeiten und Aufgaben im alltäglichen Leben nicht mehr. Zu heftig sind die körperlichen Einschränkungen, um genau diese Sachen erledigen zu können.

Da ich mich schon von Anfang an mit dem Thema „Hämophilie“ beschäftigt und auch immer wieder meinen Mann dazu befragt habe, war mir irgendwann klar, dass sich im Laufe der Zeit der körperliche Zustand nicht verbessern, sondern vielleicht verschlechtern könnte. Und genauso kam es leider.

Somit war ich als Mutter und Ehefrau diejenige, welche irgendwann tatsächlich komplett das organisatorische Zepter in die Hand nehmen musste, um Kinder, Haushalt, Einkauf und sonstige andere Dinge unter einen Hut bringen zu können. Ich habe im Laufe der Jahre immer deutlicher bemerkt, dass Meikel mich bei den alltäglichen Aufgaben einfach körperlich nicht mehr unterstützen konnte. Aufgrund der zunehmenden Probleme mit den Gelenken und der allgemeinen schlechten gesundheitlichen Verfassung meines Mannes – er hat ja neben Hämophilie A auch Diabetes und Hepatitis C – blieb mir auch nichts anderes übrig, als alles allein zu machen. Jammern hilft bekanntlich auch nichts, also „Augen zu und durch“!

Selbst ist die Frau!

Da wir damals auch kein Auto hatten, musste ich per Fahrrad alles allein für einen Haushalt mit acht Personen besorgen und schleppen. Manchmal musste ich auch zwei- bis dreimal los, um zum Beispiel einen Einkauf fürs Wochenende zu besorgen. Aber das war egal, denn anders ging es nicht und die Familie wollte versorgt sein. So ging Jahr für Jahr vorbei und heute bin ich stolz darauf, dass alles so funktioniert hat.

Was allerdings geblieben ist, ist die Tatsache, dass sich der Zustand meines Mannes weiterhin verschlechtert hat und er tatsächlich heute noch mehr eingeschränkt ist. Nach meinen eigenen Beobachtungen über all die Jahre ist nicht mehr wirklich viel machbar. Trotzdem bin ich immer so gestimmt, dass wir gemeinsam überlegen, wo er im Rahmen seiner Möglichkeiten mit anpacken könnte. Einkaufen inklusive Tragen von Einkaufstaschen, Wasserkisten oder ähnlichem geht gar nicht mehr. Auch andere, nicht alltägliche Arbeiten sind nun eher meine Angelegenheiten als Mutter und Frau. So bin ich diejenige, die zuhause die Renovierung der Wohnung oder aber den Aufbau von Möbeln übernimmt und ähnliche Dinge. Auch das Autofahren ist für Meikel mittlerweile zu einer tagesformabhängigen Angelegenheit geworden. Da sagt er ganz klar, dass er sich öfters nicht so gut fühlt und dementsprechend auch das Auto nicht selbst bewegen will. Stattdessen übertrage ich ihm gerne leichtere Aufgaben wie Staubsaugen oder Wäschefalten – Dinge, bei denen er nicht schwer heben muss oder die er auch im Sitzen durchführen kann.

Immer positiv denken!

Somit bleibt sehr viel an alltäglichen Aufgaben, die im Alltag zu erledigen sind, an mir hängen. Manchmal könnte mein Tag auch mehr als nur 24 Stunden haben und es würde wahrscheinlich trotzdem nicht ausreichen. Aber was soll ich machen? Die Hämophilie gehört nun mal zu unserem Alltag und wir nehmen das Leben, wie es ist. Ich möchte auch nichts ändern oder missen, denn alles das, was bisher passiert ist, hat uns zu den Menschen gemacht, die wir heute sind. Dennoch möchte ich Euch einen Tipp geben: Fragt Euren Arzt nach alternativen Therapiemöglichkeiten. Denn diese Gelenkschäden – besonders in Meikels Ausmaß – müssen dank der innovativen Behandlungsoptionen heutzutage nicht mehr sein.

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