Entfernung der Weisheitszähne bei einer Konduktorin 1

Entfernung der Weisheitszähne bei einer Konduktorin

Unsere Tochter, Konduktorin der Hämophilie A, ist nun 16 Jahre alt und hat, wie viele Jugendliche heutzutage, eine „feste Zahnspange“. Wir sind bereits in der Endphase der Zahnspangen-Behandlung.

Vor einiger Zeit teilte man uns bei einem Termin beim Kieferorthopäden mit, dass unsere Tochter nur drei Weisheitszähne besitzt, diese aber unbedingt entfernt werden sollten, damit sich die Zähne nicht wieder verschieben.

Ich setzte mich dann mit unserem Hämophilie-Zentrum in Verbindung und vereinbarte einen Beratungstermin zwecks Entfernung der drei Weisheitszähne in einer Klinik für Kieferchirurgie. An diesem Termin wurde Blut abgenommen und uns mitgeteilt, dass je nachdem wie die Blutwerte sind, bei der OP Gerinnungsfaktor gegeben werden müsste oder nicht. Am gleichen Tag hatten wir auch noch einen Termin in der Kieferchirurgie. Da wurde uns gesagt, dass die Entfernung der Zähne kein Problem darstellen sollte und es sich um einen Routineeingriff handelt.

Nach ein paar Tagen kam ein Brief vom Hämophilie-Zentrum bei uns an. Darin stand, dass die Gerinnungswerte unserer Tochter nicht so dolle seien und empfohlen wird, eine Faktorgabe vor der OP und je nachdem auch noch nach der OP durchzuführen.

Die Tage in der Klinik

In der Zwischenzeit wurden die Corona-Maßnahmen verschärft, aber wir hatten den Termin schon seit längerer Zeit und waren der Meinung, dass wir die OP jetzt trotzdem durchziehen sollten. Montags musste ich dann meine Tochter am Eingang der Klinik abgeben, da Corona-bedingt Besuchsverbot herrschte. Sie musste einen Corona-Test in der Klinik durchführen und durfte danach die Klinik nicht mehr verlassen. Dienstags in der Früh bekam sie dann die Gerinnungsfaktoren und anschließend wurden ihr die drei Weisheitszähne unter örtlicher Betäubung entfernt.

Kurzer Besuch möglich

Inzwischen hatte ich herausgefunden, dass ich am Tag der OP für 30 Minuten zu meiner minderjährigen Tochter dürfte, wenn ich einen aktuellen, negativen Corona-Test vorlegen könnte. Als ich in der Klinik ankam, traf ich sie in ihrem Bett an, mit zwei Kühl-Pads an ihren Wangen. Als sie die Kühl-Pads kurz beiseite legte, sah ich ihr geschwollenes Gesicht: „Puh – Hamsterbacken“, war meine erste Reaktion. In so einer Situation will man eigentlich bei seiner Tochter sein und sie umsorgen. Doch die halbe Stunde war sehr schnell um und es tat weh, sein Kind so zurücklassen zu müssen.

Erster Tag nach der OP

Am ersten Tag nach der OP hatten wir nur schriftlichen Handy-Kontakt, da meine Tochter sehr schlecht reden konnte. Ihr wurde Blut abgenommen, um die Gerinnungswerte zu überprüfen. Da diese etwas schlechter als erwartet waren, wurde ihr gesagt, dass sie noch eine weitere Nacht in der Klinik bleiben muss.

Am nächsten Tag wurde sie dann endlich entlassen, aber die Faktorgabe musste von uns zu Hause weitergeführt werden. Hierbei musste ich feststellen, dass es mit diesem neuen Vertriebssystem über die Apotheken gar nicht so einfach ist, für einen „Neu-Patienten“ Faktor zu besorgen. Aber es funktionierte letztendlich, da mich die Apotheke schon kannte. Denn wir besorgen über diese auch das Hämophilie-Medikament für unseren Sohn.

Endlich zu Hause

Nach einer längeren Autofahrt kamen wir endlich wieder zu Hause an. Am nächsten Morgen stand dann die erste Faktorgabe bei ihr an, was ganz gut funktioniert hat. Allerdings sollten wir die nächsten Tage weiterhin jeden zweiten Tag Faktor verabreichen. Bei der nächsten Faktorgabe sagte mir meine Tochter, dass ihr danach der ganze Kopf kribbelte, besonders an den Lippen und an den Schläfen. Ich rief daher sofort im Hämophilie-Zentrum an und bekam von dort die Anordnung, mit der Faktorgabe aufzuhören. Danach konnten wir beobachten, dass ihre Wangen nur noch sehr langsam abschwollen. Wir mussten noch dreimal mit ihr zum Zahnarzt, zur Nachkontrolle und um die Fäden ziehen zu lassen. Er meinte, die Wunden seien sehr gut verheilt, aber im Kieferbereich gäbe es immer noch einen Bluterguss. Dieser hat sich bis heute, also ca. vier Wochen nach der OP, immer noch nicht ganz aufgelöst.

Zum Schluss möchte ich daher allen Hämophilen und Konduktorinnen raten, sich bei anstehenden chirurgischen Eingriffen oder bei sonstigen Besonderheiten mit ihrem Hämophilie-Zentrum in Verbindung zu setzen. Damit vorab sämtliche erforderlichen Maßnahmen besprochen bzw. getroffen werden können.

Hast Du Fragen, Anregungen oder Kritik? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail über das Kontaktformular. Wir melden uns schnellstmöglich zurück.